Jakob Gautel

Maria Theodora

im Kunstquartier des BBK

Jakob Gautel, geboren 1965 in Karlsruhe, lebt und arbeitet in Paris und anderswo.
1985 geht er nach Paris, um an der Ecole nationale supérieure des Beaux-Arts zu studieren.
1991 schliesst er dort sein Studium ab, mit Druckgrafik und im Atelier Christian Boltanskis.
Seine Arbeit kann in vielen verschiedenen Formen Ausdruck finden : Zeichnung, Foto, Video,
Installation, Projektionen, Arbeiten im öffentlichen Raum, Performance …

Der rote Faden, der sich durch sein Werk zieht, ist die Frage nach der Relativität unserer
Welterfahrung, nach der Realität, dem Wirklichkeitsgehalt von Bildern, und der oft konfliktuellen,
spannungsgeladenen Beziehung zwischen Bildern und erlebter Realität. Wie wird etwas zum Bild?

Wie projezieren wir uns in Bilder ? Wieso wollen wir Bilder für wahr halten ?
Für Jakob Gautel ist Kunst keine Produktion von Dekorationsobjekten für Sammlerwohnungen oder
spektakuläres Publikums-Amüsement, sondern ein stetes Suchen und Fragen. Kunst ist
Grundlagenforschung. So ist es nicht erstaunlich, dass er, im seit einiger Zeit hegemonial vom
Kunstmarkt dominierten Kunstmilieu, mit anderen Künstlern, die seine kritische Haltung teilen,
gezwungenermaßen eine Randposition einnimmt, nicht aus Wahl oder strategischer Überlegung,
aber mit Überzeugung, und weil sie der einzige noch verfügbare Platz ist. Die Frage nach der Rolle
der Kunst in der Gesellschaft und nach dem Engagement des Künstlers stellt sich ihm mit immer
gleicher Intensität, und so finden wir seine Arbeit nicht im Privatmuseum des reichen Sammlers X
oder in der hypen Galerie Y, sondern zum Beispiel in der Pariser Metro (1991), im öffentlichen
Raum (Karlsruhe, 1993, Rom 2000, Melle 2003, Paris 2004), in Indonesien auf den Spuren einer
Vorfahrin (1995-97), in Arbeitervororten von Montbéliard (2009-2010), im Kunstzentrum von
Montreuil mit einer Performance (2011) oder in der türkischen Stadt Çanakkale für die dortige
engagierte Kunstbiennale (2012), um nur einige Daten zu nennen. Eine seiner häufig gezeigten
Arbeiten ist der mit Jason Karaïndros zusammen konzipierte « Engeldetektor » (Elektronik Walter Goettmann),
eine andere der « Babelturm », der 2007 im ZKM in Karlsruhe zu sehen war.

Jakob Gautel, geboren 1965 in Karlsruhe, lebt und arbeitet in Paris und anderswo.
1985 geht er nach Paris, um an der Ecole nationale supérieure des Beaux-Arts zu studieren.
1991 schliesst er dort sein Studium ab, mit Druckgrafik und im Atelier Christian Boltanskis.
Seine Arbeit kann in vielen verschiedenen Formen Ausdruck finden : Zeichnung, Foto, Video,
Installation, Projektionen, Arbeiten im öffentlichen Raum, Performance …

Der rote Faden, der sich durch sein Werk zieht, ist die Frage nach der Relativität unserer
Welterfahrung, nach der Realität, dem Wirklichkeitsgehalt von Bildern, und der oft konfliktuellen,
spannungsgeladenen Beziehung zwischen Bildern und erlebter Realität. Wie wird etwas zum Bild?

Wie projezieren wir uns in Bilder ? Wieso wollen wir Bilder für wahr halten ?
Für Jakob Gautel ist Kunst keine Produktion von Dekorationsobjekten für Sammlerwohnungen oder
spektakuläres Publikums-Amüsement, sondern ein stetes Suchen und Fragen. Kunst ist
Grundlagenforschung. So ist es nicht erstaunlich, dass er, im seit einiger Zeit hegemonial vom
Kunstmarkt dominierten Kunstmilieu, mit anderen Künstlern, die seine kritische Haltung teilen,
gezwungenermaßen eine Randposition einnimmt, nicht aus Wahl oder strategischer Überlegung,
aber mit Überzeugung, und weil sie der einzige noch verfügbare Platz ist. Die Frage nach der Rolle
der Kunst in der Gesellschaft und nach dem Engagement des Künstlers stellt sich ihm mit immer
gleicher Intensität, und so finden wir seine Arbeit nicht im Privatmuseum des reichen Sammlers X
oder in der hypen Galerie Y, sondern zum Beispiel in der Pariser Metro (1991), im öffentlichen
Raum (Karlsruhe, 1993, Rom 2000, Melle 2003, Paris 2004), in Indonesien auf den Spuren einer
Vorfahrin (1995-97), in Arbeitervororten von Montbéliard (2009-2010), im Kunstzentrum von
Montreuil mit einer Performance (2011) oder in der türkischen Stadt Çanakkale für die dortige
engagierte Kunstbiennale (2012), um nur einige Daten zu nennen. Eine seiner häufig gezeigten
Arbeiten ist der mit Jason Karaïndros zusammen konzipierte « Engeldetektor » (Elektronik Walter Goettmann),
eine andere der « Babelturm », der 2007 im ZKM in Karlsruhe zu sehen war.

In einer berümten Passage seines Buches « Die helle Kammer. Bemerkungen zur Fotografie » beschreibt Roland Barthes, wie er das « wahrhaftige » Gesicht seiner kürzlich verstorbenen Mutter wiederzufinden versucht, indem er Familienfotos unter die Lupe nimmt. Ein ähnlicher Impuls scheint Jakob Gautel getrieben zu haben, als er « Maria Theodora » realisierte. Das Werk ist eine autobiographische Recherche und zugleich ein Nachdenken darüber, was uns ein Bild wirklich mitteilen kann. Der Ausgangspunkt ist die Suche Gautels nach einer Vorfahrin exotischer Herkunft. Maria Theodora wurde im kolonialen Indonesien gegen Mitte des 19. Jahrhunderts als Tochter eines deutschen Arztes und einer Einheimischen geboren. Von dieser Ur-Ur-Grossmutter, die als Halbwüchsige ihr Geburtsland und ihre Mutter verlassen musste, um mit dem Vater nach Europa zu gehen, hat die Familie Gautel verschiedene fragmentarische Dokumente aufbewahrt, vor allem eine Fotografie, die kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland aufgenommen wurde. Diese lückenhaften Dokumente werfen viele Fragen nach der Geschichte der jungen Frau auf. Durch sie hindurch ahnen wir auch die geisterhafte, gesichtslose Präsenz der Mutter Maria Theodoras.
Diese geheimnisvolle Geschichte hat der Künstler aufzuhellen versucht, anhand von Texten, einem Video und einem Foto-Projekt. Für letzteres ist Gautel vom Originalportrait Maria Theodoras ausgegangen, das er mit asiatischen und europäischen Modellen rekonstruiert hat. Dieser Wechsel zwischen Frauen verschiedener Herkunft übersetzt etwas von Maria Theodoras doppelter Kultur durch ihre gemischte Herkunft. Die etwas ungelenken Posen erinnern uns an Maria Theodoras schwierige Situation zwischen den zwei Welten. Aber mehr noch, diese Vervielfältigung der Rekonstruktionen ist für den Künstler ein Mittel, das Bild seiner Vorfahrin zu ergründen. Aber das Mosaik an Portraits, das dadurch entsteht, bricht das Bild Maria Theodoras in noch mehr Fragmente, und ihre wahrhaftige Natur entzieht sich weiterhin unserem Blick und lässt das Geheimnis ihrer Fotografie unentschlüsselt zurück.

In einer berümten Passage seines Buches « Die helle Kammer. Bemerkungen zur Fotografie » beschreibt Roland Barthes, wie er das « wahrhaftige » Gesicht seiner kürzlich verstorbenen Mutter wiederzufinden versucht, indem er Familienfotos unter die Lupe nimmt. Ein ähnlicher Impuls scheint Jakob Gautel getrieben zu haben, als er « Maria Theodora » realisierte. Das Werk ist eine autobiographische Recherche und zugleich ein Nachdenken darüber, was uns ein Bild wirklich mitteilen kann. Der Ausgangspunkt ist die Suche Gautels nach einer Vorfahrin exotischer Herkunft. Maria Theodora wurde im kolonialen Indonesien gegen Mitte des 19. Jahrhunderts als Tochter eines deutschen Arztes und einer Einheimischen geboren. Von dieser Ur-Ur-Grossmutter, die als Halbwüchsige ihr Geburtsland und ihre Mutter verlassen musste, um mit dem Vater nach Europa zu gehen, hat die Familie Gautel verschiedene fragmentarische Dokumente aufbewahrt, vor allem eine Fotografie, die kurz nach ihrer Ankunft in Deutschland aufgenommen wurde. Diese lückenhaften Dokumente werfen viele Fragen nach der Geschichte der jungen Frau auf. Durch sie hindurch ahnen wir auch die geisterhafte, gesichtslose Präsenz der Mutter Maria Theodoras.
Diese geheimnisvolle Geschichte hat der Künstler aufzuhellen versucht, anhand von Texten, einem Video und einem Foto-Projekt. Für letzteres ist Gautel vom Originalportrait Maria Theodoras ausgegangen, das er mit asiatischen und europäischen Modellen rekonstruiert hat. Dieser Wechsel zwischen Frauen verschiedener Herkunft übersetzt etwas von Maria Theodoras doppelter Kultur durch ihre gemischte Herkunft. Die etwas ungelenken Posen erinnern uns an Maria Theodoras schwierige Situation zwischen den zwei Welten. Aber mehr noch, diese Vervielfältigung der Rekonstruktionen ist für den Künstler ein Mittel, das Bild seiner Vorfahrin zu ergründen. Aber das Mosaik an Portraits, das dadurch entsteht, bricht das Bild Maria Theodoras in noch mehr Fragmente, und ihre wahrhaftige Natur entzieht sich weiterhin unserem Blick und lässt das Geheimnis ihrer Fotografie unentschlüsselt zurück.